Aus dem „Lob des Zweifels“ von Bert Brecht:

 

 

Da sind die Unbedenklichen,
die niemals zweifeln,
ihre Verdauung ist glänzend,
ihr Urteil ist unfehlbar.
Sie glauben nicht den Fakten,
sie glauben nur sich,
im Notfall müssen die Fakten d'ran glauben.

Den Unbedenklichen, die niemals zweifeln,
begegnen die Bedenklichen,
die niemals handeln.
Sie zweifeln,
um den Entscheidungen auszuweichen,
ihre Köpfe benützen sie nur zum Schütteln,
mit besorgter Miene warnen sie
die Insassen sinkender Schiffe vor dem Wasser.

Falsch mag handeln,
wer sich mit zu wenigen Gründen begnügt,
aber untätig bleibt in der Gefahr,
der zu viele braucht.

 

Schönster aller Zweifel aber,
wenn die Verzagten,
die Geschwächten den Kopf heben
und an die Stärke ihrer Unterdrücker
nicht mehr glauben.

 

 

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